02 Juni 2006
Miss Marple in der Kunstwelt unterwegs
Über den Krimi: Lügenlandschaft von Peter WatsonNachdem ich diese Woche nicht in die Bibliothek gekommen bin, um den 11.Fall von Donna Leon zu verlängern, habe ich das Buch von meinem Schatz ersteinmal abgeben lassen. Nicht so schlimm - immerhin habe ich ja hier noch die Bücher aus dem Überraschungspaket zu liegen, dachte ich mir und erwischte prompt eines, welches mich so fesselte, dass ich es geradezu verschlungen habe.
Story: Der Londoner Kunsthändler Michael Whiting wird mit einem mittelalterlichen Bild konfrontiert, welches voller Geheimnisse steckt. Die Lösung dieses Bilderrätsels führt zu einem bis dato unentdeckten und millionenschweren Klosterschatz. Doch was will der Maler uns genau sagen, welche Hinweise sind wichtig und wie deutet man sie richtig? Die Suche entpuppt sich für Isobel Sadler - die Besitzerin des Bildes und den Kunsthändler als ein gefährliches Abenteuer, denn es gibt noch jemanden, der sich auf ihre Fährte begibt und selbst vor Mord an seinen Gegenspielern nicht zurückschreckt.
Nun bin ich natürlich kunsthistorisch vorbelastet und so wirkte das Jagdfieber der beiden von Beginn an ansteckend auf mich.
Die symbolischen Andeutungen der Figuren und Gegenstände in der Lügenlandschaft zu entschlüsseln, um damit in die Geheimnisse mittelalterlicher Bildersprache einzudringen, wird so faszinierend und lebendig beschrieben, dass man das Kunstwerk fast vor sich sieht. Vor allem, wenn man so wie ich die Ausklapptafel am Ende des Buches mit dem mittelalterlichen Bild Lügenlandschaft erst entdeckt, als der Krimi sich dem Ende zuneigte *gg*.
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben und von einem Tempo geprägt, welches sich auf die Lesegeschwindigkeit rundweg überträgt. Zeiten und Zeitspannen werden immer wieder explizit erwähnt.
Wer nicht zu den Moralaposteln gehört und mit all den Lastern in Lügenlandschaft, wie z.B. dem rücksichtslosen Zigarre rauchenden Kunsthändler mit seiner typisch englischen Vorliebe für verrückte Wetten oder der Vergangenheit von Isobel und damit der Gewissenlosigkeit von Paparazzis leben kann, und auch die dazugehörige Liebesgeschichte der beiden Abenteurer akzeptiert, der wird begeistert sein. Das dramatische Finish ist vielleicht ein wenig schroff, wird aber durch den Epilog hinreichend wieder ausgeglichen.
Schlichtweg begeisternd und wer solche Rätselgeschichten mag, dem kann ich das Buch wirklich empfehlen.
Danke Angie!
lg apricum
Kommentar veröffentlichen
« Home