28 April 2006

Berlin > Oberschöneweide - Oberschweineöde

Seit einer Woche führt mein Arbeitsweg durch dieses Viertel, glücklicherweise nur hindurch und genauer gesagt durch die Edisonstraße.

Die Zeiten in denen Oberschöneweide seinem Namen gerecht wurde, sind schon lange vorbei. Immerhin gab es da wohl mal viele grüne Wiesen entlang der Spree, die vor allem zum Bleichen von Wäsche benutzt wurden. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich im Zuge der Industrialisierung viele größere Betriebe an und nutzten die Vorteile der Wasserwege. Dazu entstanden entlang der Wilhelminenhofstraße die Mietskasernen für die Arbeiter. Oberschöneweide wurde ein Industrie- und Arbeiterviertel... heute ist von der großen Industrie vor Ort nicht mehr viel vorhanden... tja... woher ich das alles weiß... ich habe mehrere Jahre dort gelebt und kenne die Straßenzüge mit ihren grauen Fassaden auch noch aus DDR-Zeiten. Später habe ich dazu sogar einmal ein Referat ausgearbeitet.

OberschoeneweideDer Name Oberschweineöde ist natürlich nicht auf meinem Mist gewachsen, der ist schon seit Jahren ein Begriff für alle Inside-Schöneweider. Es gibt mittlerweile sogar einen Nachwende-Roman mit dem Titel Schweineöde von Carsten Otte, den ich leider noch nicht gelesen habe.

Zurück zur Edisonstraße und dem erschreckend tristen Anblick. Es ist jetzt fast 10 Jahre her, dass ich zuletzt dort bewusst durchgelaufen bin. Den Foto Wollermann gibt es immer noch, was angesichts von Digitalkameras und preiswerten Druckern für den Hausgebrauch an ein Wunder grenzt, auch die Falken-Apotheke in dem architektonisch seltsam anmutenden Häuschen zwischen all den Mietskasernen trotzt dem Verfall um sich herum und sogar das Fahrradhaus Oberschöneweide, welches mittlerweile ein modernes Ladengeschäft bezogen hat, gibt es immer noch. Doch genau genommen war's das auch schon fast an Läden und spätestens ab der Ecke Siemensstraße in Richtung Karlshorst, sind nur noch Autokolonnen und graue Fassaden mit abblätterndem Putz zu sehen.

Im gleichen Maße, wie das Gesicht der Wilhelminenhofstraße Stück für Stück einer Schönheits-OP unterzogen wurde (so siehts hier heute aus: Foto), scheint die Edisonstraße den Automassen und dem Verfall preisgegeben. Dabei gehörte dieses Stückchen Straße früher zur Protokollstrecke, welche bei hohen Staatsbesuchen immer einen neuen Farbanstrich bekam - natürlich nur in Augenhöhe, alles andere wäre ja Verschwendung gewesen. Welch schöne heile Welt!

An den tristen Anblick werd ich mich wohl gewöhnen müssen und vielleicht kann ich ja hier irgendwann auch mal von positiven Veränderungen in der Straße berichten. Wer gesehen hat, was sich seit der Wende alles im Stadtviertel getan hat, gibt die Hoffnung nicht so schnell auf, das das Stadtviertel seinem Namen in Zukunft wieder gerecht werden kann.

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Posted by apricum at Freitag, April 28, 2006

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